Turkey Run 2019
Wild Wild East at Daytona Beach
Daytona Beach hat nicht nur häufigen Sonnenschein zu bieten, sondern auch einen 37 Kilometer langen Sandstrand, der mit dem Auto oder dem Motorrad, im langsamen Tempo befahren werden darf. Die Stadt ist bei Touristen vor allem bekannt für zwei große Veranstaltungen im Jahr. Den Spring Break, wo amerikanischen Studenten in den Semesterferien die Sau raus lassen und natürlich die Bike Week, eines der größten Harley-Davidson Treffen der Welt. Daneben gibt es noch den Daytona International Speedway. Eine Rennstrecke, die aus einem Oval mit drei Steilwandkurven sowie einem Straßenrennkurs im Innenraum besteht. Hier wo sonst die berühmten Helden der NASCAR ihre Runden drehen, startet immer am vierten Donnerstag im November der legendäre Turkey Run.
Dieser Tag ist in den USA eines der wichtigsten Feste des ganzen Jahres. Zum Erntedankfest versammeln sich Familien, Freunde und Gäste und verzehren meistens einen riesigen Truthahn, weshalb das Event auch diesen Namen bekam. Dieser staatliche Feiertag wird dann auch genutzt, um mal wieder seine klassischen Autos oder Motorrädern eine Fahrt zu gönnen. Was sich allerdings rund um Daytona abspielt, ist unbeschreiblich. Es fühlt sich an, als ob die 50er Jahre zurückgekehrt sind. Überall auf den Highways begegnen einen die Klassiker aus einer längst vergangenen Epoche. Mit dem einen Ziel, dem frisch renovierten Daytona Speedway.
Was im Jahre 1974 mit 45 Autos anfing, hat sich zur größten amerikanischen Car Show in den Vereinigten Staaten und darüber hinaus etabliert. Das komplette „Infield“ der Rennstrecke ist vollgestellt mit Fahrzeugen. Die einen wollen ihren Schatz einfach nur ausstellen und eine gute Zeit haben, andere wiederum verkaufen das Gefährt welches liebevoll aufgebaut wurde. Eine Hälfte des Platzes gehört den Teile Händlern, kilometerlang wie ein Lindwurm gibt es hier nichts, was es nicht gibt. Sei es eine nagelneue Karosse für einen 55er Chevy, die Kofferraumdichtung für den 32er Ford oder den schon lange gesuchten Tank für die Indian Scout. Abgerundet wird das Spektakel, von Live Bands, Stars der Szene, wie Miami Car King Ted Vernon von South Beach Classic, oder lustigen Spielchen, wie Fahren auf zwei Rädern. Leider schließen die Tore hier an der Rennstrecke bereits um vier Uhr nachmittags und trotz Golf Cart und vier vollen Tagen, hat man immer irgendwie noch das Gefühl, längst nicht alles gesehen zu haben.
Mit Einbruch der Dunkelheit aber verlagert sich das Event dann aber immer in Richtung Strand, um an einem riesigen Supermarkt Parkplatz in Ormond Beach erst richtig los zu legen. Das ganze Gelände trägt den Namen (Achtung Wortspiel) Bell Air Plaza und hier gibt es dann auch den ein oder anderen Burn Out zu sehen und zu riechen. Viel Bling Bling unter den Autos oder Mopeds sorgen für Kurzweil bei den Besuchern und die Besitzer der betagten Fortbewegungsmittel sitzen mit ihren Stühlchen davor und sind meist noch um einiges älter als die Fahrzeuge selber.
Am Iron Horse Saloon etwas weiter ausserhalb, haben die Hot Rod Freaks und Car Clubs ihr „Comming together!“ Die Church of Chop, also „Kirche der Chopper“ auf deutsch übersetzt, öffnet ihre Pforten. Marc Scharf, der die ganze Sache vor Jahren ins Leben gerufen hat, schlüpft einmal mehr in die Rolle des Wanderpredigers, spielt seine Rolle mit Auszeichnung und segnet die Anwesenden Jünger der Hot Rod und Chopper Szene. Gleichzeitig verteilt er auch noch Pokale für die wirklich geilen Umbauten in der Bike Show. Um der ganzen Sache auf den Grund zu gehen, muss man einfach mal dabei gewesen sein. Es geht hier nicht ein bisschen um Kommerz, einfach nur abhängen und eine gute Zeit mit Gleichgesinnten haben. Überall stehen Gruppen von Menschen und unterhalten sich mit einem gekühlten Dosenbier in der Hand über sprichwörtlich genommen Gott und die Welt.
Als das Gelände diesmal gar wegen Überfüllung geschlossen werden musste, wurde kurzerhand die Tankstelle nebenan mit einbezogen und zur Partyzone auserkoren. Auch der Pächter der Kraftstoff-Station spielte gern mit und freute sich über die vielen verkauften Six Packs an diesem Abend. So stelle ich mir ein spontanes Parkplatztreffen vor. Nebenan spielte eine Nachwuchsband Punk Rock, doch wirklich zuhören, taten die wenigsten. Es gab ja auch genügend anderes zu entdecken, denn als ein Jünger seinen Hot Rod mit V8 Motor anschmiss und aus den Klappen seines Luftfilters Feuersäulen in den Nachthimmel spuckte, erreichte die Stimmung trotz der kühleren Temperaturen ihren Siedepunkt. Hier artet es halt auch schon mal ein wenig aus, wenn die Feierwütigen aufeinander treffen. Wer sich also für alte Chevys, Fords, Buicks, Indians oder Harleys interessiert, sollte auf jeden Fall mal Ende November nach Florida zum Turkey Run aufbrechen.
Impressionen
Text & Fotos: DeKa
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