
Motorradzubehör-Multi Louis
In über 80 Jahren von der Ein-Mann-Garage zu Europas Marktführer
Das auf Motorradbekleidung und -zubehör spezialisierte Hamburger Unternehmen Detlev Louis blickt als europaweiter Marktführer in seiner Branche auf eine über 80-jährige Firmengeschichte zurück. Hervorgegangen aus einem kleinen Ein-Mann-Motorradgeschäft, umfasst das Unternehmen heute über 85 Filialen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden, einen mehrfach ausgezeichneten Online-Shop, ein zentrales Versandlager mit einer Gesamtfläche von über 50.000 m² und einen Mitarbeiterstamm von über 1.900 engagierten Menschen. Die „gute Nase“ für Trends, ein entscheidungsfreudiges Management und beste Kontakte zu wichtigen Herstellern im In- und Ausland machen die kontinuierliche Expansion des Unternehmens möglich.
1946 übernimmt der Motorradrennfahrer und Anwaltssohn Detlev Louis ein von Walter Lohmann gegründetes Motorradfachgeschäft als alleiniger Inhaber und beginnt mit dem Import von AJS-Motorrädern aus England. Im Deutschland der Wirtschaftswunderzeit erfreut sich das Zweirad rasch wachsender Beliebtheit als preiswertes Fortbewegungsmittel. Zehn Jahre später beginnt diese Bedeutung im Wettstreit mit dem PKW abzunehmen, doch Detlev Louis gibt seinen Glauben an das sportliche, emotionalere Motorrad nicht auf.
Im Gegenteil: Finanziell in gefestigter Position, zieht er 1955 in größere Geschäftsräume um und beschäftigt sich vorwiegend mit dem Import und Vertrieb von weiteren prestigeträchtigen, englischen Motorradmarken. 1960 baut Louis ein vierstöckiges Gebäude in der Hamburger Rentzelstraße. Die neue Firmenzentrale ist zu diesem Zeitpunkt Deutschlands größtes Motorradgeschäft.
Schon Ende des Jahrzehnts macht sich der Durchhaltewille bezahlt – ein Wandel des Zeitgeists bringt dem Motorrad große Popularität bei der Jugend, japanische Hersteller erobern weltweit den Fahrzeugmarkt mit großvolumigen, leistungsstarken und zuverlässigen Krafträdern.
Detlev Louis schätzt das Potential des Marktes wiederum frühzeitig richtig ein und legt 1964 den ersten Versandkatalog auf. Wenige Jahre später wird er erster Generalimporteur der Marke Kawasaki. In den 70er Jahren erobert das Motorrad langsam seinen festen Stellenwert in der Populär-Kultur der westlichen Freizeitgesellschaft. Aus dem Fortbewegungsmittel wird ein Sport- und Hobbygerät.
Und damit nicht genug, es wird wesentlicher Bestandteil eines jugendlich-rebellischen Lifestyles, eine Ikone der Popkultur, szenebezogener Angelpunkt mancher persönlicher Identität. 1972 wird Detlev Louis die Ehre zuteil, auf der IFMA in Köln die Weltpremiere eines der legendärsten Motorräder aller Zeiten durchführen zu dürfen: Die Kawasaki 900 Z1! Der Messestand wird praktisch überrollt. Die Nachfrage nach diesem Über-Bike war so groß, dass es eher zugeteilt denn verkauft wurde.
Eine vor allem in Japan und den USA neu entstehende Zubehörindustrie greift die Bedürfnisse der Kundschaft auf. Um den Wunsch nach bezahlbaren Produkten auch für die deutsche Kundschaft zu befriedigen, baut Detlev Louis bereits Mitte der 70er Jahre weitere Handelskontakte nach Fernost auf. Das Unternehmen firmiert fortan als GmbH.
Wohl wissend, dass einem reinen Versandhandel die vertrauensfördernde Kundennähe fehlt, nimmt man bei Louis in den 80er Jahren den Aufbau einer Filialkette in Angriff. Obwohl der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland an Kraft verloren hatte, keine Vollbeschäftigung mehr existiert und die „Konsumgesellschaft“ z. B. unter den Gesichtspunkten des Umweltschutzes zusehends in die Kritik gerät, bleibt der Boom des Motorrads weiterhin ungebrochen und generiert eine immer größer werdende Anbieter- und Produktvielfalt im Umfeld.
Die „Wende“ und die deutsche Wiedervereinigung geben der Motorradbranche zu Beginn der 90er weitere Umsatzimpulse. Louis reagiert ohne Zögern auf den erweiterten Markt und zieht zum Jahreswechsel 91/92 in ein neu erbautes Logistik-Zentrum um (Ausbauphasen in 1994, 1998, 2006 und 2010).
Das Importgeschäft mit Bekleidung und Zubehör, das Filialwesen und der Versandhandel entwickeln sich fast explosionsartig und erfordern volle Aufmerksamkeit. Das Unternehmen trennt sich daher konsequenterweise im Jahre 1996 vom Geschäft mit Neufahrzeugen.
1997 geht der Louis Online-Shop an den Start und wird spontan zur meistbesuchten Motorrad-Website Deutschlands. Eine ungeahnte Fülle an Produkten und Zusatzinformationen kann der Kunde nun am Heimcomputer in aller Ruhe anschauen. Montageanleitungen, Maßangaben, TÜV-Informationen und allerlei Tipps rund ums Motorrad sind per Mausklick rund um die Uhr auf www.louis.de abrufbar.
Das neue Jahrtausend steht im Zeichen der Einheit Europas. Die Grenzen öffnen sich, eine einheitliche Währung begünstigt den Handel und das Reisen. Der Geschmack der Motorradfahrer bezüglich Ihrer Fahrzeuge ist kritischer geworden. Die Japaner verlieren Marktanteile, Harley-Davidson, Triumph, Ducati, KTM und BMW profitieren.
Zugleich fordert der Klimaschutz sein Recht – Einspritz- und Katalysatortechnik sind nun obligatorisch. Dennoch ist das Motorrad so leistungsstark wie nie zuvor: Die Flaggschiffe der Sportmaschinenliga durchbrechen die 300 km/h Marke, auch in anderen Motorradgattungen sind Superlative gefragt.
Seit 2002 kümmert sich ein hauseigenes Schulungszentrum, die Louis-Akademie, intensiv um die Qualifikation und Fortbildung der Mitarbeiter. Derzeit ist Louis Deutschlands größter Arbeitgeber im Bereich Motorrad-Zubehör und -Bekleidung.
Die Firma kann ihr Umsatzvolumen weiter kontinuierlich erhöhen und zwischen 2000 und 2006 sogar verdoppeln, seit 2006 ist Louis auch in Österreich Marktführer. 75% des Gesamtumsatzes werden aktuell im Stationärhandel erwirtschaftet, 25 % im Versandgeschäft. Mit fast 70% kommen die meisten Bestellungen nun über das Internet herein.
Auch im Ausland ist man auf den zuverlässigen, kulanten Lieferservice aufmerksam geworden, die Kundschaft aus den europäischen Nachbarländern nimmt stetig zu. Dem Rechnung tragend wurden mit louis.eu zusätzlich ein englisch- und mit louis-moto.fr ein französischsprachiger Online-Shop eingerichtet. Die niederländische Version ist seit 2016 online, die italienische seit 2018.
In 80 Jahren hat sich die Firma Louis von einem kleinen Motorrad-Reparaturbetrieb zu einem angesehenen, international agierenden Versand- und Filialhandelsunternehmen entwickelt. Zeitgemäßes, realistisches Planen, eine solide, umsichtige Finanzpolitik, stetiges, kontrolliertes Wachstum, konsequente Kundenorientierung und ein Stamm enthusiastischer Mitarbeiter haben dies ermöglicht.
Gingen die Zulassungszahlen bei Neufahrzeugen auch zwischenzeitlich zurück, so wuchs und wächst der Bestand an Motorrädern kontinuierlich weiter. In den letzten Jahren verzeichnet der Markt wieder steigende Zahlen bei den Neuzulassungen. Der Bestand an motorisierten Zweirädern in Deutschland hat bereits die Sechsmillionen-Grenze hinter sich gelassen. Ganz aktuell scheint auch die als Kundschaft verloren geglaubte Jugend das Motorrad für sich wieder zu entdecken. Mit völlig eigenständiger Kreativität und Bedacht auf Coolness entsteht unter dem Oberbegriff „Custom“ eine neue, junge Szene, der es so gar nicht mehr auf die langjährigen Superlative „Höchstgeschwindigkeit“ und „PS“ ankommt. Auch für deren Bedürfnisse hält Louis ein umfassendes Sortiment an individuellen Teilen bereit.
Eine überlegte Sortimentgestaltung mit einem ausgewogenen Verhältnis von preiswerten Eigenmarken- und imagewirksamen Trendmarkenartikeln, eine ausgefeilte Marketingstrategie, die sich auf Print- und Onlinekatalog, Fachzeitschriftenbeilagen, Mailingaktionen und Social Media stützt, Kulanz und das verstärkte Eingehen auf Kundenwünsche (z. B. über ein Artikelbewertungsprogramm im Onlineshop) sind der Schlüssel zum Erfolg.
Text: G.I.D.; Fotos: Volker Rost/Louis
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